„Und wie soll es eigentlich weitergehen?“, ist eine Frage, die zur Zeit besonders oft gestellt wird. Das ist sehr gut zu verstehen, seit drei Monaten gibt es spürbare Einschränkungen, seit sechs Wochen einen harten Lockdown und auch beim Impfen geht es nicht so voran, wie sich das alle wünschen.
Um mit der Impfkampagne zu beginnen: Das Schlüsselproblem besteht schlichtweg darin, dass einerseits eine sehr große Impfbereitschaft besteht und andererseits viel zu wenig Impfstoff zur Verfügung steht.
Das haben wir in Niedersachsen sehr direkt zu spüren bekommen, als am Donnerstag beim Anmeldestart für die Impfungen in den fünfzig Impfzentren innerhalb einer Stunde sage und schreibe achthunderttausend Zugriffe auf Hotline und Homepage zu verzeichnen waren. Dieser Ansturm war nicht zu bewältigen und das hat – neben eigenen organisatorischen Unzulänglichkeiten – für jede Menge Ärger und Frust gesorgt. Eine Erfahrung, die übrigens auch etliche andere Länder machen mussten.
Die organisatorischen Defizite lassen sich beheben, das Grundproblem wird uns noch länger erhalten bleiben. Am Montag soll auf einem ‚Impfgipfel‘ Klarheit über das weitere Vorgehen geschaffen werden und das ist dringend notwendig. Ohne eine verbindliche Planung zur Lieferung von Impfstoffen lässt sich auch vor Ort keine Verlässlichkeit hineinbringen und damit wären weitere Enttäuschungen vorprogrammiert.
Also: wir brauchen einen verbindlichen Impfplan und auch Klarheit darüber, ob es bei der Zusage bleiben kann, bis zum Ende des Sommers allen Impfwilligen tatsächlich ein Impfangebot zu machen.
Zwischen Impfungen und Infektionen besteht natürlich ein Zusammenhang und damit bin ich beim zweiten Schwerpunkt der Diskussion. Der Lockdown zeigt Wirkung und inzwischen gehen die Infektionszahlen erfreulicherweise deutlich zurück – bundesweit ist der Inzidenzwert inzwischen unter 100 und in Niedersachsen unter 80. Von dem Mindestziel 50 ist das alles allerdings noch weit weg und auch der Verbreitungsgrad der Mutation aus Großbritannien ist immer noch nicht geklärt. Diese Informationen sind für das weitere Vorgehen absolut wichtig und es ist vordringlich, dass die Bundesregierung dazu sehr schnell Klarheit schafft.
Auf dieser Grundlage muss es eine politische Antwort auf die Frage geben „Und wie soll es eigentlich weitergehen?“, denn es reicht nicht aus, von einer Bund-Länder-Runde auf die nächste zu verweisen. Daran arbeiten wir gerade in der Landesregierung und werden wohl bald einen Vorschlag zur Diskussion stellen können. Ganz wichtig ist dabei, dass es sich nicht um einen bloßen Lockerungsplan handeln kann. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass die Infektionszahlen besser und schlechter werden können und es leider nicht realistisch ist, nur auf eine Besserung zu setzen.
Zu erwarten ist also ein Stufenplan, der unterschiedliche Szenarien behandelt, je nach Infektionslage. Und noch eines sollten wir als Lehre ziehen aus den letzten Monaten: schon relativ niedrige Infektionszahlen sind ernst zu nehmen, wir dürfen sie gar nicht erst zu großen werden zu lassen. Aus diesen Grundsätzen dann ein Gesamtkonzept zu entwickeln, das für die einzelnen Lebensbereiche, aber auch für das große Ganze passt, ist alles andere als einfach, aber nun einmal notwendig, um eine
Perspektive zu geben.
Ist es zu früh für eine solche Diskussion? Nein, und zwar deswegen, weil sich gerade jetzt viele Fragen stellen. Corona wird uns in diesem Jahr noch eine ganze Weile begleiten und dafür brauchen wir eine Orientierung. Ich bin gespannt auf diese Diskussion.
Ich wünsche Euch eine schöne Woche.