Am Sonntag war es dann soweit – zehn Jahre Arbeit als Niedersächsischer Ministerpräsident. Schon ein seltsames Gefühl, wenn auf einmal so eine zweistellige Zahl auftaucht, es fühlt sich nämlich irgendwie gar nicht so lange an.
An den 19. Februar 2013 kann ich mich ganz gut erinnern – die Zahl eins spielte eine große Rolle. Es handelte sich um meinen ersten Arbeitstag als Landtagsabgeordneter, kurze Zeit davor hatte ich nach sechzehn Jahren ziemlich wehmütig Abschied vom hannoverschen Rathaus genommen. Die Wahl zum Ministerpräsidenten war eine knappe Kiste, denn Rot-Grün hatten nur eine Stimme Mehrheit und bei einer geheimen Abstimmung weiß man ja nie. Aber die hauchdünne Mehrheit hielt zusammen und so waren meine erste Worte im Landtag „Ich nehme die Wahl an“.
Mittags ging es in die Staatskanzlei und das erste Mal in mein neues Büro: Ein sehr großer Raum und ein komplett leerer Schreibtisch. Dann zurück in den Landtag zum ersten Amtseid, zur ersten Regierungserklärung und der ersten Erfahrung, dass es dort nicht immer freundlich zugeht. Abends war ich dann nach ein paar Interviews noch mit meiner Frau und zwei Freunden beim Italiener und komplett geschafft. Und so lautete die Überschrift der Wochenbegrüßung vom 25. Februar 2013 auch wahrheitsgemäß: „Uffz!“ (https://www.stephanweil.de/2013/02/25/uffz/).
Seitdem ist unfassbar viel passiert. Große Erfolge, einige Pleiten, zwei weitere Wahlsiege und vor allem auch jede Menge Krisen: die Flüchtlingskrise 2015⁄16, Dieselgate, zweieinhalb Corona-Jahre, der Krieg in der Ukraine mit allen Konsequenzen auch bei uns – das alles hätte sich vor zehn Jahren auch niemand vorstellen können. Aber eben auch unzählige Begegnungen mit großartigen Menschen in allen Teilen Niedersachsens. Und dieser Teil meines Amtes macht mir bis heute den meisten Spaß.
Ich gehe immer noch jeden Tag ausgesprochen gerne zur Arbeit. Was mir dabei sehr viel Rückenwind gibt, ist das spürbare Vertrauen, das mir manchen Umfragen und vielen persönlichen Erfahrungen zufolge viele Bürgerinnen und Bürgern entgegen bringen. Das ist nun wirklich nicht selbstverständlich – herzlichen Dank dafür!
Ich wünsche Euch eine gute Woche.