Die Corona-Welle geht durch das Land und die Infektionszahlen erreichen schwindelerregende Höhen – jedenfalls gemessen an unseren bisherigen Erfahrungen. Andererseits steigen zwar die Belegungszahlen in den Krankenhäusern, dafür geht die Belastung der Intensivstationen aber sogar zurück. Wie soll sich die Politik darauf einen Reim machen und die richtigen Schlußfolgerungen ziehen?
Mit Recht werde ich immer wieder gefragt „Wie lasst Ihr Euch eigentlich beraten?“, denn natürlich sind die politisch Verantwortlichen in aller Regel nicht selbst Fachleute. Karl Lauterbach ist und bleibt da die große Ausnahme.
Auf der Bundesebene gibt es seit dem Regierungswechsel ein Expertengremium, das die Bundesregierung berät. Die Gruppe ist klug zusammengesetzt, insbesondere finden sich darunter auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in den letzten Jahren durchaus Meinungsverschiedenheiten und auch öffentliche Kontroversen miteinander hatten. Die Gruppe ist also keineswegs aus einem Holz geschnitzt, aber dennoch ist man bis jetzt immer zu gemeinsamen Empfehlungen gelangt.
Das macht die Einschätzung für die Politik schon einmal wesentlich einfacher, denn wissenschaftliche Kontroversen können von unsereinem natürlich kaum aufgelöst werden. Das Expertengremium hat sich dadurch schnell Ansehen verschafft und auch dazu beigetragen, dass die politische Debatte sachlicher geworden ist, scheint mir.
Auf der Landesebene sind wir etwas anders herangegangen. Niedersachsen verfügt über eine Reihe von Institutionen, deren Kompetenz in der Pandemie enorm hilfreich ist – allen voran das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, die Medizinische Hochschule Hannover und die Universitätsmedizin in Göttingen. Aus diesen und anderen Bereichen stammt ein Kreis von etwa fünfundzwanzig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, mit denen die zuständigen Mitglieder des Landeskabinetts regelmäßig digital diskutieren.
Dabei sind dann übrigens nicht nur medizinische Kompetenzen, sondern auch andere Disziplinen wie Psychologie und Ökonomie. Diese Diskussionen helfen mir persönlich sehr, eine gut begründete Meinung zu entwickeln, gerade weil auch unterschiedliche Blickwinkel zur Sprache kommen.
Und übrigens: Seit Beginn der Pandemie gibt es auch regelmäßige Runden mit wesentlichen Akteurinnen und Akteuren aus Wirtschaft und Arbeit. Wir kommen zusammen in einem digitalen Wirtschaftsfrühstück (ohne Essen und Trinken), denn auch die konkreten Auswirkungen von Beschlüssen müssen natürlich bekannt sein.
Wunder kann die Politik aber auch von einer solchen Unterstützung nicht erwarten. Wie genau es denn jetzt mit Omikron weiter gehen wird, ist zum Beispiel derzeit leider kaum zu beantworten, dafür unterscheidet sich diese Mutation zu sehr von ihren Vorgängern und deswegen müssen wir derzeit eher auf Sicht fahren. Die mittelfristig Perspektive ist aus Sicht der Wissenschaft da schon viel klarer und der Ratschlag lautet: Schließt die Impflücke in Deutschland! Ansonsten droht im nächsten Herbst die nächste Mutation und die nächste Infektionswelle. Das finde ich sehr plausibel.
Kurz und gut: Am Ende muss immer die Politik entscheiden, aber guter Rat von Fachleuten hilft dabei sehr. Dankeschön für diese Hilfe!
Ich wünsche Euch eine gute Woche.