Deutschland geht heraus aus Öl, Kohle und Atomenergie und steigt auf die Erneuerbaren Energien um. Das ist ganz knapp zusammengefasst die Richtung der Energiepolitik und soll einen ganz großen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Davor liegt allerdings jede Menge harte Arbeit, denn es geht um eine riesige Menge Energie für ein voll entwickeltes Industrieland. Und der Strombedarf wird ohnedies weiter steigen, dafür sorgen schon die Informationstechnologien und die Elektromobilität. Wo wird diese Energie herkommen und wie wird sie bei den Verbrauchern landen? Das sind die Schlüsselfragen der Energiewende, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa.
Um eine der wichtigsten Antworten ging es bei meinem Besuch in den Niederlanden in der letzten Woche und den Gesprächen mit Ministerpräsident Marc Rutte und wichtigen Mitgliedern seines Kabinetts. Die Niederlande und Niedersachsen sind (gut befreundete) Nachbarn und weisen viele Parallelen auf. Unter anderem sind beide Nordsee-Anrainer und auf beiden Seiten der Grenze weht viel Wind, auf dem Land und auf hoher See. Wind ist der wichtigste Rohstoff der Energiewende und vor allem natürlich auf der Nordsee in Hülle und Fülle vorhanden.
Deswegen ist es auch kein Wunder, dass alle unsere Nordsee-Nachbarn weitreichende Pläne haben, durch große Offshore-Windparks einen wichtigen Teil ihres Energiebedarf zu decken und sogar darüber hinaus Windstrom in andere Länder zu exportieren. Deutschland zum Beispiel hat zwar auch ambitionierte Ziele für den Ausbau der Erneuerbaren Energien, wird aber trotzdem wie in der Vergangenheit auch Energie von außen importieren müssen.
Aber mit den vielen vorgesehenen Windparks ist es nicht getan, notwendig sind auch Leitungen für den Transport des Windstroms zur Küste. Die Windparks liegen weit außerhalb des küstennahen Bereiches und Stromleitungen müssen teilweise ökologisch empfindliche Bereiche durchqueren. Das ist nur einer der Gründe, warum es Sinn macht, die Netzplanungen nicht nur innerhalb der nationalen Grenzen vorzunehmen, sondern sich gleich unter Nachbarn abzustimmen und so zu den besten Lösungen zu kommen.
Es sind wirklich große Aufgaben, die vor den Nordsee-Ländern liegen, und das bezieht Dänemark, Belgien und auch Großbritannien und Norwegen mit ein. Aber wenn es gelingt, gemeinsam die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen, liegt darin auch eine ganz große Chance: Ein Energiezentrum für ganz Europa mit einem unerschöpflichen Vorrat, sicher, sauber und wirtschaftlich günstig. Spannende Perspektiven!
Ich wünsche Euch eine gute Woche.