Mal etwas Positives? Hinter uns liegt eine richtig gute Woche: Die Infektionszahlen in Niedersachsen sind rückläufig, unsere Corona-Landkarte wird wieder heller. Inzwischen sind zwei Drittel der Landkreise und kreisfreien Städte aus der „Notbremse“ (Inzidenzwerte über 100) herausgewachsen. Gleichzeitig machen wir beim Impfen spürbare Fortschritte, über ein Viertel der Bevölkerung in Niedersachsen ist inzwischen mindestens zum ersten Mal geimpft. Also alles paletti?
Ich weiß ziemlich genau, jetzt beginnt wieder eine neue stressige Phase. Mit der Pandemiebekämpfung ist es wie mit einem Pendel – es gibt heftige Ausschläge nach beiden Seiten. Noch vor einem Monat waren die Vorzeichen ganz andere, düstere Prognosen aus der Wissenschaft machten die Runde und die dritte Welle schien außer Kontrolle geraten. Nach Ostern wurde sofort ein weiterer, noch härterer Lockdown gefordert und als ich dagegen Bedenken angemeldet habe, gab es viel Kopfschütteln.
Jetzt schlägt das Pendel zur anderen Seite aus. Zum Teil sagen dieselben Wissenschaftler jetzt einen kontinuierlichen Rückgang der Infektionszahlen voraus und auch in der öffentlichen Diskussion dreht sich der Wind. Jetzt geht es um Lockerungen, je mehr desto besser. Diese Forderungen werden in den nächsten Wochen noch einmal viel lauter werden, nehme ich an. Natürlich kann ich alle verstehen, deren Betriebe monatelang schließen mussten oder die insgesamt einfach am Ende ihrer Kräfte sind. Aber ebenso wie vor einigen Wochen empfehlen sich auch jetzt wieder ein kühler Kopf, Umsicht und Besonnenheit.
Wir sind jetzt in einem fortgeschrittenen Stadium unseres Kampfes gegen das Virus. Im Sommer soll bekanntlich die deutlich Mehrheit von uns geimpft sein und damit sinkt das Infektionsrisiko auch insgesamt deutlich. Bis dahin müssen wir aber immer vorsichtig bleiben, wie die Erfahrungen aus Israel zeigen. Dort stiegen gerade in der Phase, als die Impfquote stark anwuchs, auch die Infektionen stark. Offenbar hatte sich überall Erleichterung breit gemacht und der Infektionsschutz wurde nicht mehr ernst genug genommen.
Was heißt das für uns in den nächsten Wochen? Natürlich einerseits die vorhandenen Spielräume nutzen, Schritt für Schritt wieder mehr Möglichkeiten eröffnen. Aber eben nach und nach und immer mit der gebotenen Vorsicht, Aktivitäten an der frischen Luft vor denen in Innenräumen, negative Tests als Zugangsvoraussetzung für viele Aktivitäten und vieles mehr.
Auch wenn wir es selber manchmal nicht glauben, im internationalen Vergleich hat Deutschland insgesamt bis jetzt ziemlich gut in der Pandemiebekämpfung abgeschnitten. Da sollten wir im vielleicht letzten Viertel möglichst keine Fehler mehr machen.
Ich wünsche Euch eine gute Woche.