Der stellvertretende Landesvorsitzende der SPD Niedersachsen, Olaf Lies, hat sich zur Zukunft des ÖPNV nach dem 9‑Euro-Ticket geäußert:
„Einfach jetzt zurück auf Los zu gehen, hielte ich für abenteuerlich. Dann wären die 3 Monate mit dem 9 Euro Ticket für den Papierkorb. Die Ampel ist aus meiner Sicht einen bemerkenswerten Weg gegangen. Sie hat ein System schnell auf den Weg gebracht, dass vielleicht nicht in jedem Detail perfekt ist. Aber die ersten Ziele erreicht es: es schafft spätestens angesichts der explodierten Spritpreise echte Entlastung bei den Mobilitätskosten und es probieren definitiv eine Menge Menschen den ÖPNV neu aus. Wichtig ist, da nun die richtigen weiteren Schritte abzuleiten.
Damit es wirklich nachhaltig wirkt, müssen wir das jetzige 9 Euro Ticket als Testphase denken – für einen Einstieg in einen dauerhaft günstigen ÖPNV. Das wird zwar nicht im direkten Anschluss an die jetzigen 3 Monate funktionieren. Was jetzt aber nötig ist, ist eine genau Analyse der positiven Wirkungen des Tickets und besonders auch der Defizite: Welche Nachfrage löst ein solches Angebot aus? Ist die nachhaltig? Ist die Infrastruktur dem gewachsen? Können genug Fahrzeuge auf der Straße und auf der Schiene gestellt werden? Das ist so etwas wie der größte Praxis- und Stresstest aller Zeiten für den ÖPNV und den SPNV. Wichtig ist, diesen entsprechend eng zu begleiten und genau zu dokumentieren. Wenn dann die Ergebnisse im Herbst ausgewertet sind und bis Ende des Jahres ein System für einen dauerhaft günstigen Nahverkehr vorgeschlagen wird, könnten wir die zeitliche Lücke zwischen 9 Euro Ticket und eines dauerhaft günstigen Angebots kurz halten. Und das muss das Ziel sein.“
Auch was die Frage der Finanzierung betrifft, hat sich Olaf Lies geäußert:
„Wenn uns die Förderung des Erwerbs von Elektroautos 2 Milliarden Euro wert ist, dann sollte uns die Förderung des ÖPNV ein mehrfaches davon wert sein. Das ist auch der Test, ob es uns Ernst ist mit der Verkehrswende hin zu mehr ÖPNV. Die nötige Finanzierung hängt natürlich von der Ausgestaltung eines neuen Systems ab. Wir müssten da als Länder sicherlich unseren Teil beitragen, indem wir beispielsweise ein landesweites Ticket für einen Euro pro Tag, das allen Schülerinnen und Schülern, Azubis und Freiwilligendienstleistenden zu Gute kommt, einführen. Gleichzeitig müsste der Bund dann das Angebot für alle Bürgerinnen und Bürger ergänzen und mit einer dauerhafte Finanzierung versehen.“