Corona bringt viele Zweifelsfragen mit sich, zum Beispiel diese: Die AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske ) sind das Fundament des Infektionsschutzes. Sollten wir bei groben Verstöße dagegen deswegen die Behörden informieren oder nicht? Beispiele für solche Situationen gibt es viele – rauschende Partys etwa mit vielen Leuten und jeder Menge Alkohol, aber ohne Maske und Abstand. Oder eine Gaststätte, in der nicht nur aus Versehen, sondern systematisch alle Auflagen ignoriert werden. Oder eine Glaubensgemeinschaft, die – Aerosole hin, Aerosole her – aus voller Kehle singt (das war wohl der Grund für einen großen Ausbruch in Bad Gandersheim).
Natürlich ist das ein Zwiespalt. Auf der einen Seite will kaum jemand „Petze“ sein, vom hässlichen Wort „Denunziant“ ganz zu schweigen. Es widerstrebt uns, anderen Problemen zu bereiten und wir wollen natürlich keine Totalüberwachung. Und auf der anderen Seite sind die Folgen solcher Verhaltensweisen eben nicht auf einen mehr oder weniger eingegrenzten Kreis von Teilnehmern oder Besuchern beschränkt, sondern können weite Kreise ziehen. Zur Erinnerung: Mit Ischgl ging die Corona-Krise bei uns erst richtig los. Wenn wir es ernst meinen mit der gemeinsamen Verantwortung können wir davor eigentlich nicht die Augen verschließen.
Eine richtig perfekte Antwort gibt es in diesem Dilemma nicht. Als erster Schritt empfiehlt sich in der Regel sicher ein freundlicher Hinweis. Aber natürlich reagieren dann nicht alle Zeitgenossen ähnlich freundlich und verständig und es gibt leider auch Beispiele dafür, dass aus einer solchen Ansprache durchaus unangenehme Situationen entstanden sind.
Je nach Einschätzung kann sich dann aber die Gretchenfrage stellen: den Behörden Bescheid sagen oder lieber nicht? Das müssen alle von uns am Ende selbst entscheiden, aber wo ein erhöhtes Risiko besteht, überwiegt aus meiner Sicht am Ende eben doch die Mitverantwortung jeder und jedes Einzelnen für das weitere Infektionsgeschehen. Es geht eben nicht nur um die Situation selbst, sondern vor allem um die möglichen Folgen. Und die sind nun einmal nicht nur Privatsache.
Zum Schluss aber noch ein richtig schönes Beispiel, von dem ich gehört habe: Eine Jugend-Fußballmannschaft will den Geburtstag eines Mitgliedes groß feiern. Aber kurz davor bekommt einer von ihnen doch noch Bedenken und berichtet in der gemeinsame WhatsApp-Gruppe von seinen Skrupeln. Ergebnis: Die Party wird abgeblasen. Ein großes Kompliment an das ganze Team!
Ich wünsche Euch eine schöne Woche.