Zum Schluss dieses Jahres, dem viele keine Träne nachtrauern werden, kommt dann doch noch der Hoffnungsschimmer: Am 27. Dezember beginnen in Deutschland die Impfungen gegen das Corona-Virus. Am Anfang sind die Mengen des Impfstoffs leider noch ziemlich überschaubar, in Niedersachsen zum Beispiel werden gerade einmal 20 000 Menschen jeweils zweimal geimpft werden können. Aber diese ersten Lieferungen sind auch nur der Auftakt für die größte Impfaktion, die es in Deutschland und wohl auch weltweit jemals gegeben hat. Die Bundesregierung hat Impfdosen für 65 Millionen Menschen gekauft, die über das ganze nächste Jahr verteilt immer mehr Sicherheit gegen das Coronavirus schaffen sollen.
Der Bedarf ist reichlich vorhanden. Objektiv sowieso, denn nur auf diese Weise ist es derzeit möglich, das Virus unter Kontrolle zu bringen und diese Krise langsam, aber sicher zu beenden. Und auch subjektiv ist die Bereitschaft groß, sich impfen zu lassen. Nach den letzten Umfragen sagen jetzt schon über 60 Prozent der Befragten, dass sie dabei sein wollen. Ich bin sehr sicher, es werden noch deutlich mehr werden, wenn sich die Nachricht von der Verträglichkeit auch mittels Mund-zu-Mund-Propaganda immer mehr verbreitet. Deswegen ist die Diskussion über eine Impfpflicht aus meiner Sicht auch überflüssig, in den nächsten Monaten gibt es eher das umgekehrte Problem: Wann bin ich endlich dran?
Auch dazu gibt es jetzt erste Festlegungen: Am Anfang sollen vor allem hochbetagte Menschen geimpft werden und die Beschäftigten in der Altenpflege. In den Pflegeheimen ist nämlich die Gefahr von großen Ausbrüchen und vielen Todesfällen mit Abstand am höchsten, das zeigen die Zahlen schonungslos. Wenn es gelingt, dort deutlich mehr Sicherheit zu schaffen, werden wir auch insgesamt in unserem Umgang mit dem Virus etwas beruhigter sein können. Ebenfalls von Anfang an sollen Beschäftigte in den Krankenhäusern, die ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben, geimpft werden, also insbesondere diejenigen, die in den Notaufnahmen arbeiten oder Umgang mit infizierten Patienten haben.
Und so soll es dann in den nächsten Monaten nach und nach weitergehen – dem Alter und dem Risiko der Ansteckung nach. Dass es dabei noch viele Diskussionen gibt – wann sind zum Beispiel Polizeibeamte an der Reihe, wann Lehrkräfte und Erzieher, wann Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Lebensmittelläden? – liegt auf der Hand. Aber alleine die erste Gruppe von Impfkandidaten umfasst in Niedersachsen ca. 800 000 Menschen und nach dem derzeitigen Stand werden deren Impfungen mehr als das erste Quartal des nächsten Jahres in Anspruch nehmen. Denn am Ende ist immer die Frage entscheidend, wieviel Impfstoff tatsächlich zur Verfügung steht.
Und damit bin ich gleich bei der nächsten Frage: Wo genau soll es denn nun losgehen? Am Anfang ist ja auch innerhalb der ersten Gruppe eine Auswahl nötig und wir werden uns dabei vor allem an den Inzidenzwerten in den jeweiligen Regionen und der Dichte von Pflegeheimen orientieren und im niedersächsischen Westen beginnen. Dort werden dann mobile Impfteams Heime aufsuchen, um Bewohner und Pflegekräfte zu impfen. Auch in den anderen Landkreisen und Städten wollen wir so beginnen. Die fünfzig Impfzentren in Niedersachsen, die errichtet worden sind, nehmen ihre Arbeit vor Ort erst später auf, wenn genügend Impfdosen vorhanden sind.
Alles in allem steckt dahinter eine riesige logistische und personelle Anstrengung, aber eben auch eine riesige Chance, diesen Alptraum zu beenden. Ich bin wirklich froh, dass eine beispiellose Anstrengung von Forscherinnen und Forschern auf der Welt inzwischen eine ganze Reihe von aussichtsreichen Impfstoffen entwickelt hat, von denen etliche nach und nach im nächsten Jahr zur Verfügung stehen werden. Und noch eine gute Nachricht in einer schlechten: Der Impfschutz soll auch gegen die Mutation von Covid 19 schützen, die sich derzeit in Großbritannien ausbreitet. Das ist jedenfalls die Aussage vieler Virologen.
Der Tunnel, in dem wir stecken, ist leider noch lang. Aber das Licht am Ende ist jetzt zu erkennen. Frohe Weihnachten Euch allen!