Wo stehen wir eigentlich in Sachen Corona nach Ostern? Das sei noch nicht ganz klar, habe ich dazu in der letzten Woche geschrieben, weil die Zahlen nach den Feiertagen noch zu unzuverlässig waren. Dieser Stau hat sich inzwischen aufgelöst und was ist das Ergebnis?
Für Niedersachsen lässt sich sagen, dass wir derzeit etwa auf dem gleichen Niveau oder etwas darüber liegen wie vor Ostern. Heute zum Beispiel hat das Landesgesundheitsamt landesweit einen Inzidenzwert von 127 gemeldet. Ist eine solche Seitwärtsbewegung gut oder schlecht?
Antwort: Natürlich viel zu hoch und wir müssen weiter intensiv an der Infektionsbekämpfung arbeiten, aber auch eindeutig besser als viele Prognosen, die nach Ostern eine starke Fortsetzung der Dritten Welle erwartet hatten.
Ebenso wie in den ersten beiden Wellen gehört Niedersachsen damit zu den Ländern mit den niedrigsten Infektionswerten in Deutschland. Wir sind der Dritten Welle und den Mutationen auch jetzt nicht schutzlos ausgeliefert und die großen Anstrengungen vieler Bürgerinnen und Bürger zeigen Wirkung.
Es gibt ganz gewiss keinen Anlass zur Entwarnung, morgen können die Infektionen wieder deutlich steigen. Zur Entmutigung aber eben auch nicht.
Und was sind die Perspektiven? Seit letzter Woche werden die Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen zweimal wöchentlich getestet und auch für alle Betriebe gilt künftig die Pflicht, ihren Beschäftigten zweimal wöchentlich Testangebote zu unterbreiten.
Zusammen mit vielen tausend weiteren Testangeboten im Land können wir so Infektionen früher erkennenn und Ketten unterbrechen. Das wird schon weiter helfen, hoffe ich.
Und dann ist da vor allem das Impfen. Unser Ziel, ein Fünftel der Bevölkerung bis Ende April mindestens einmal geimpft zu haben, werden wir erreichen.
Am nächsten Wochenende gibt es eine große weitere Impfaktion für ältere Menschen, an der sich hoffentlich viele tausend Menschen beteiligen werden. In der Woche danach können sich dann auch die Ü60-er zum Impfen anmelden.
Im Mai sollen die Impflieferungen noch einmal deutlich größer werden. Dann werden vor allem die Hausärztinnen und ‑ärzte genügend Impfstoff haben, um ihre Patienten mit Hochdruck zu impfen. Und wir werden dann wohl auch die betriebsärztlichen Dienste einbeziehen können. In vielen Unternehmen laufen schon intensive Vorbereitungen, um große Teile ihrer Belegschaften zu impfen.
Das ist gut für die Pandemiebekämpfung und auch gut für die Stimmung. Bei Besuchen in Impfzentren in den letzten Wochen ist mir aufgefallen, wie sehr die Impfungen für ein Gefühl der Befreiung sorgen.
Noch ist das aber Zukunftsmusik. In der Zwischenzeit müssen wir sehr aufpassen, dass uns die Dinge nicht doch noch entgleiten. Und deswegen ist es auch kein Widerspruch, sondern durchaus konsequent, wenn in der nächsten Woche Bundestag und Bundesrat die sogenannte Notbremse gesetzlich regeln.
Für Niedersachsen wird das voraussichtlich in weiten Bereichen allerdings keinen Unterschied zur bestehenden Situation machen, mit Ausnahme einer automatischen nächtlichen Ausgangsbeschränkung, die ab einem Inzidenzwert von 100 gelten wird. Bislang hat es sich dabei in Niedersachsen um Einzelfallentscheidungen der vor Ort Verantwortlichen gehandelt.
„Zwischenzeit“ beschreibt diese Phase der Pandemiebekämpfung vielleicht am besten. Mit einer ausgeprägten Vorsicht gegenüber den bestehenden Risiken, aber auch wachsender Hoffnung. Das Licht am Ende des Tunnels ist noch weit, aber es wird heller.
Ich wünsche Euch eine gute Woche.