Vor ziemlich genau fünf Jahren begann etwas, was unser Land und Europa verändert hat: Millionen von Menschen machten sich auf den Weg nach Europa in der Hoffnung auf ein besseres Leben als Krieg, Armut und Unterdrückung. Pünktlich zu diesem Jubiläum gibt es jetzt einen Test auf die Frage: Hat Europa dazu gelernt?
Der Brand im Flüchtlingslager Moria und die Obdachlosigkeit von 12 000 Menschen sind eine Katastrophe mit Ansage. Vor einem dreiviertel Jahr war Boris Pistorius, der niedersächsische Innenminister, auf Lesbos und hat unüberhörbar Alarm geschlagen: Das Lager sei völlig überfüllt, die Lebensbedingungen unerträglich und eine Katastrophe jederzeit möglich. Seitdem haben sich alleine in Deutschland etliche Länder und Kommunen zur Aufnahme bereit erklärt. Geschehen ist – nichts.
Nach dem Brand sah es zunächst so aus, als wenn wenigstens nun im Angesicht des Elends tausender Menschen eine Lösung möglich sein sollte. Immerhin zehn Mitgliedsstaaten der EU hatten erklärt, ein Teil der Menschen aus Moria aufnehmen zu wollen, ganz zu schweigen von den vielen Kommunen, die konkret Hilfe angeboten haben. Aber nach einem Gespräch zwischen der Bundeskanzlerin und dem französischen Präsidenten Macron sieht es derzeit leider nicht nach einer Lösung, sondern nach einem weiteren Tiefpunkt der europäischen Flüchtlingspolitik aus: Gerade einmal 400 Minderjährige aus Moria sollen in Europa Aufnahme finden.
Ganz ehrlich, als ich davon zum ersten Mal hörte, mochte ich es nicht glauben. Was ist mit den anderen Minderjährigen, Alten, Kranken, letztlich mit allen Bewohnerinnen und Bewohnern des Lagers auf Lesbos, die derzeit vor dem Nichts stehen? Sind sie Europa egal? Das wäre wirklich die Bankrotterklärung einer europäischen Flüchtlingspolitik.
Nein, das kann nicht das letzte Wort sein. Wir sind in einer anderen Situation als vor fünf Jahren. Es geht um eine konkrete Zahl von Menschen und um eine ganze Reihe von aufnahmebereiten Staaten.
Liebe Frau Bundeskanzlerin, „wir schaffen das“!
Ich wünsche Euch eine gute Woche.