Meine Reise nach Brüssel, der ich in der letzten Woche meine Kolumne gewidmet hatte, war erwartungsgemäß hochinteressant und vor allem von der künftigen Industriepolitik bestimmt. In dieser Woche will die EU-Kommission jetzt ihren Kurs mit einem „Net-zero Industry Act“ festlegen und ich bin sehr gespannt, ob sich daraus die dringend notwendigen Perspektiven für viele Unternehmen ergeben.
Unverhofft gab es dann aber auch ein anderes Thema, mit dem mich Gesprächspartner konfrontiert haben: Was ist eigentlich bei Euch in Deutschland los? Das war die Reaktion auf die Ankündigung der F.D.P., eine Zustimmung Deutschlands für eine Ende neuer Verbrenner-Autos bis zum Jahr 2035 zu verweigern.
Bis dahin schien die Sache klar: Auf EU-Ebene hatte man sich in jahrelangen Diskussionen auf dieses Datum geeinigt, um damit einen weiteren Schritt Richtung Klimaneutralität zu tun. Die Kritk daran bezog sich vor allem auf ein zu spätes Datum, das sei ein Sieg der Auto-Industrie. Nichtsdestotrotz folgte nach dem Veto der F.D.P. in Berlin jetzt die Rolle rückwärts in Brüssel. Die Entscheidung über ein Verbrenner-Aus wird erst einmal auf Eis gelegt.
So viel zum Verfahren, aber worum geht es in der Sache? Die F.D.P. will die Tür offen halten für e‑fuels – synthetische Kraftstoffe, die unter dem Strich CO2-neutral sind.
Dagegen ist theoretisch meines Erachtens nichts einzuwenden, praktisch werden PKW allerdings auf dieser Basis aller Voraussicht nach keine Chance haben. Die Herstellung von e‑fuels ist sehr (Energie-) aufwendig und damit sehr teuer; der Preis dürfte am Ende etwa ein Drittel höher sein als das Laden einer Batterie. Außerdem werden diese Kraftstoffe perspektivisch wesentlich dringender an anderen Stellen benötigt, vor allem für klimaneutrale Flugzeuge und Schiffe.
Das ist der Grund, warum sich die Automobilindustrie längst auf einen anderen Weg begeben hat und die batteriegetriebene Elektromobilität mit Milliarden-Investitionen vorantreibt. Beifall gab es deswegen nach dem Veto aus Berlin auch von der Industrie nicht.
Was bleibt? Verunsicherte Autofahrer und eine deutsche Blamage in Brüssel – aber ändern wird sich eigentlich nichts. Das hätte man sich gut schenken können.
Ich wünsche Euch eine gute Woche.